149
ge nach dem Erschelnungsfeste (höchsten- 6) und weni-
ger Trinitatisfonntage (mindestens 23). Die übrigen
Feste, wie das Weihnachtsfest den 25. December, nach
welchem sich der Eintritt der Adventfonntage richtet,
das Fest des bürgerlichen Neüjahrö am 1. Januar,
das Erscheinu^sfest den 6- Januar, das Fest der
Verkündigung Maria's den 25. März, das Reforma-
tionsfest den 3h October sind unbewegliche, stets
an demselben Tage des bürgerlichen Jahres zu feiernde
Feste. Von den Bußtagen im Königreich Sachsen wird
der eine jedesmal am Freitage in der 5. Woche vor
Ostern, der andere am Freitage vor dem letzten Trini-
tatiösonntage, das allgemeine Todtenfest aber an dem
zweiten Adventsonntage begangen. Die Zeit des Ern-
tefestes hängt von der Vollendung der Ernte und die
des Kirchweihfestes von dem an jedem Orte herrschen-
den Herkommen ab. Das Andenken an die dem Kö-
nigreich Sachsen am 4. September 1831 gegebene Ver-
fassung (Constitution) wird entweder ausdrücklich an
diesem Tage, oder cm dem darauf folgenden Sonntage
in den Kirchen Sachsens begangen. sdie lateinischen
Namen vieler Sonntage sind die Anfangöworte der
biblischen Abschnitte, welche bei der Gottesverehrung
an diesen Tagen ehemals nach der lateinischen Bibel-
übersetzung vorgetragen wurden.^
6.
Hierauf wünschten die Kinder auch Aufschluß über
Sonnen - und Mondfinsternisse zu erhalten. Ehe der
Lehrer dazu überging, machte er ihnen noch die so
weise und wohlthätige Vertheilung des Mondlichtes
auf der Erde bemerklich. Da der Vollmond — sagte
er — der Sonne stets gegenüber steht, im Sommer
aber unsere nördliche Erdhälfte der Sonne zugeneigt,
von dem Monde aber abgewendet ist: so können wir
im Sommer keinen so lang anhaltenden Mondschein
genießen; vielmehr erfreüen sich dann die Bewohner
des Südens dieses freundlichen Lichtes um so länger.
Wenn dagegen im Winter unsere Erdhälfte von der
Sonne mehr abgewendet ist und sich dem derselben ge-
genüber stehenden Vollmonde mehr zuneigt: so haben
wir an diesem eine unsere langen Winternächte an-
haltend erhellende Leuchte. — Jetzt laßt uns die
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
259
Laß ab, Kunz, von deinem frevelnden Beginnen!
Kehre um von deinem verkehrten Wege, und ich ver-
spreche dir mit meinem Fürstenworte, mein Herr Ge-
mahl soll dir wegen deines Verbrechens kein Haar krüm-
men! Gott im Himmel, da schreiten sie schon nach
dem Thore — sind sie dort hinaus, dann trifft meine
Stimme kein Menschenherz mehr. Kunz, höre, Kunz!
(lauter und lauter erhob sich ihr Angftruf.) Entsetzli-
cher Mann, gieb mir weine Kinder wieder, und auf
den Knieen will ich meinen Eheherrn ansiehen und nicht
eher wieder aufstehen, als bis er dir deine Forderungen
gewährt hat! Meine Kinder! Gott, meine Kinder!
— Ihre Stimme verhallte in der lautlosen Nacht;
denn schon waren Kunz und seine Begleiter auf und
davon. Desto deutlicher hörten die Raüber einige Stun-
den darauf^das Summen der Sturmglocken. Wie um
den ins Wasser geworfenen Stein erst ein Ringlein,
dann ein Ring, dann eine Scheibe, zuletzt ein Kreis
zitternder Bewegungen sich gestaltet: so summte erst in
einem Dorfe die Glocke, dann in vieren ringsum, dann
in zwanzigen, bis endlich im Umkreise vieler Meilen
ein Gemisch Heller und dumpfer Töne durch die Lüfte
schwebte. Kunz lachte dieser Stimmen; denn schon war
es zwar hoher Mittag geworden, als er die Gegenden
von Grünhain und Elterlein erlangte; aber er hatte
auch nur noch zwei Wegstunden bis an die Grenze
Böhmens, wo er seinen Raub in der Eisenburg sicher
bergen konnte. Da sah Prinz Albrecht hinter einem
Busche einen schwarzen Mann schlafen, neben ihm ei-
nen Hund. — Das ist ein Köhler. Da werden wohl
auch noch andere Leüte in der Nähe sein, dachte er.
O, wie mich dürstet, Kunz! Ich muß verschmachten,
wenn ich nicht eine Erquickung erhalte.- Wer möchte
doch ohne Noth hart sein gegen ein Kind! — Kunz
und seine zwei Knechte stiegen von den Nossen und such-
ten sehr emsig im Gestrüpp nach Erdbeeren. Da schlägt
der Hund an; der Schläfer erwacht, springt auf, reibt
sich die Augen. Albrecht schnell hin zu ihm: Hörst
du den Sturm ringsum? Ich bin Prinz Albrecht;
die dort haben mich geraubt. Da schlug der Köhler
wie unsinnig mit seinem Schürbaum an den nächsten
Baumstamm. Kunz dreht sich herum; er und seine
17*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht
260
Knechte auf den Köhler los; da verwirrt sich Kunz mit
den Sporen im Gestrüpp und stürzt; die durch den
Hund eingeschüchtcrtcn Knechte wurden von dem star-
ken Manne niedergeworfen, welcher darauf den liegen-
den Ritter mit dem Schürbaum tüchtig trillt. Jetzt
stürzen auch des Köhlers Genossen herbei — die drei
Besiegten werden gebunden. Des folgenden Tages
schon führte der Köhler Schmidt (später hieß er Tril-
ler) Albrechten seiner Mutter im Triumphe zu. Als
man den bescheidenen Mann aufforderte, eine Beloh-
nung zu verlangen, bat er um frei Holz zum Kohlen-
brennen. Tausend Andere würden den Mund wohl
voller genommen haben. Es versteht sich übrigens,
daß der Kurfürst noch Etwas darüber that. Mosen
und Schönfetö, welche den ältern Prinzen Ernst,
führten, hatten sich, als das Sturmlaüten zu stark
wurde, in eine Höhle bei Hartenstein verkrochen und
gaben den Prinzen nur unter der Bedingung wieder
heraus, daß man ihnen nicht ans Leben gehe. Die
Schurken hätten auch Gnade für Kunzen zur Bedin-
gung machen können; man hätte cs gewiß gewährt;
aber dergleichen Bündnisse, wie das dieser Raubritter
war, sind in der Regel nicht auf Treüe und Glauben
begründet. Kunz ward wenige Tage darauf zu Frei-
berg hingerichtet. Da die beiden Prinzen, von denen
ich dir jetzt erzählte, später die Länder ihres Vaters
theilten: so sind sie die Stammväter der beiden sächsi-
schen Linien, der ältern ernestinischen und der jüngern
albertinischen geworden. Der letzteren gehorchen wir
jetzt. Bei der Theilung erhielt Albrecht die Mark Mei-
ßen und Stücke vom Osterlande; Ernst ward Kurfürst
und erhielt Sachsen nebst Thüringen. Sein ältester
Sohn und Nachfolger, Friedrich der Weise, wurde ei-
ner der merkwürdigsten Fürsten von Sachsen. Weil
bei der Theilung Leipzig mit an die albertinische Linie
gefallen war: so gründete er eine neüe Universität zu
Wittenberg 1502. Freilich wollte er, daß von diesem
Punkte aus das Licht der Wissenschaft sich ausbreite
über seine Länder; daß aber von hier aus ein Feüer
des Herrn kommen werde, welches die römischen Prie-
ster aus ihrer stolzen Sicherheit aufschrecken werde,
daran dachte er schwerlich.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Schmidt Ernst Albrecht Albrecht Ernst Friedrich Friedrich
292
von der wir gar keine Vorstellung haben, muß man
wohl hierher rechnen, wenn man auch nicht leugnen
kann, daß die feige Geduld, mit welcher der Bürger
unserer Tage abwartet, wie viel die Habsucht des ein-
dringenden Feindes ihm lassen will, nicht zu den Tu-
genden gehört, die den Mann zieren. Aber auch, wenn
kein allgemeiner Krieg war, fiel es wohl einigen Rit-
tern der Nachbarschaft ein, der Stadt Fehde anzusa-
gen. Dann waren Tag und Nacht die Thore geschlos-
sen, oder wenigstens stark bewacht; kein Einzelner
wagte es, im Freien frische Luft zu schöpfen; das
Schwert an der Seite, bestellte der Bürger seinen Acker;
nur unter gewaffneter Bedeckung sendete man die Heer-
den auf die Weide und die Waarentransporte auf die
Straße. Gleichwohl erscholl oft genug das Jammer-
geschrei der Witwen und Waisen durch die Straßen,
wenn ihnen der Gatte und Vater von den Knechten
der feindlichen Ritter draußen erschlagen worden war;
glücklich noch die Neichen, welche bloö auf die Naub-
burgen geschleppt wurden, um von ihren Angehörigen
mit großen Summen ausgelöst zu werden. — Rechnet
ihr hierzu Pest und Hungersnoth, denen die Städte
so wenig entgingen, als das platte Land, und von de-
nen die erste in Ermangelung aller ärztlichen Vorkeh-
rungen in jedem Menschenalter wenigstens einmal ihre
gräßliche Wanderung machte: so werdet ihr wohl ein-
sehen, daß der Burger in seinen wohlgebauten und
heitern Städten, die jetzt durch das Gesetz besser ge-
schützt find, als ehemals durch finstere Mauern, wohl
schwerlich Lust haben möchte, seine jetzigen Verhält-
nisse mit den ehemaligen zu vertauschen. — Nun, wer-
det Ihr fragen, so waren wohl die gestrengen Junker
in jenen Zeiten die einzigen glücklichen Menschen? Es
fragt sich, was ihr Glück nennt. Eüch Landleüte brau-
che ich hoffentlich nicht vor den abgeschmackten Dar-
stellungen der Ritterromane zu warnen, mit welchen
das junge Volk in der Stadt seinen gesunden Men-
schenverstand verdirbt. In diesen unsinnigen Büchern
nimmt sich das Ding manchmal freilich wunderhübsch
aus. Hört ihr lieber die nackte Wahrheit! Die mei-
sten dieser Junker waren so roh und unwissend, wie
ihre Leibeignen eben auch. Sich herumschlagen in den
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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256
unter das Beil zu legen, nimmermehr aber, aus Men-
schenfurcht uns einer Versündigung gegen unfern
Herrn und Heiland schuldig zu machen, bei dessen
theürem Blute wir geschworen haben. — Sieh, mein
Sohn, das war nicht unverständiger und grundloser
Widerstand gegen eine heilsame neüe Einrichtung, son-
dern wohlbegründete Zurückweisung einer ungerechten
Zumuthung., Das sah der Kurfürst wohl ein; darum
sagte er auch nicht: Ihr müßt! sondern ritt hin zum
Weller, klopfte ihn auf die Schultern und sagte: Nicht
Kopf ab, Alter! solcher ehrlichen Leüte bedürfen wir
ferner. — In dem Kriege, von dem ich dir jetzt er-
zähle, wurde das Schießpulver, welches nach der ge-
wöhnlichen Erzählung der Freiburger Mönch Berthold
Schwarz hundert Jahre früher erfunden hatte, schon
reichlicher gebraucht, als im Hussitenkriege. Das gab
Einern Schützen Gelegenheit, dem Kriege ein Ende zu
wachen , freilich auf eine andere Art, als er es meinte.
Er trat einst zum Kurfürsten: Schaut, Kurfürstliche
Gnaden, wie Herr Herzog Wilhelm dort drüben im
Lager so nahe schreitet, daß wir hier fast seine Sporen
klingen hören! Den wollt' ich mit meiner Donner-
büchse wohl erreichen. — Du^ hegst sündliche Gedan-
ken! — Ja, wenn ich Meüchelmord beabsichtigte!
Aber Herzog Wilhelm weiß gar wohl, daß hier seine
Freünde nicht lagern. — Schieß, wohin du willst —
nur-meinen Bruder nicht! — Gott weiß es, daß ich
eürem Herren Bruder das Leben gar wohl gönnete!
aber es ärgert mich, daß er Ew. Kurfürstl. Gnaden
durch seinen Eigensinn das Leben so sauer macht —
und — Herr — ich bin ein alter Krieger, habe, Gott
vergebe mirs, schon manchem Husstten das Lebenslicht
ausgeblasen; aber wenn ich mich daran erinnere, daß
neülich mein Schwiegersohn da drüben in Herzog Wil-
helms Lager mich beinahe weggeputzt hätte; daß ich
alle Tage in den Fall kommen kann, Ihm dasselbe zu
thun; daß Manchem vielleicht schon Ähnliches begeg-
net ist: da will mir doch das Herz vor die Fmße fal-
len. Schaut, Herr, da liegt meine Donnerbüchse auf
der Gabel; die Lunte daran, angeblafen, und es ist
geschehen! — Schweig, Bursche! herunter die Büchse!
und fort mit dir! Die Strafe will ich dir schenken! —
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Extrahierte Personennamen: Weller Berthold
Schwarz Herzog_Wilhelm Wilhelm Wilhelm
— 257 -
\ , •
Der Schütze ging; aber dem Kriege hatte er doch ein
Ende gemacht. Herzog Wilhelm erfuhr Friedrichs brü-
derliches Benehmen; da schmolz die Rinde um sein Herz;
rasch zum Guten, wie leider auch zum Bösen, bot er
die Bruderhand zum Frieden; im Angesichte beider
Heere umarmten sich die Fürsten; Apel von Vitzthum
mußte ins Elend; gar manche Thräne versiegte; aber
freilich die Ströme Blutes kehrten nicht zurück in die
entseelten Leiber, und die verbrannten Dörfer und Städte
erstanden nur langsam wieder aus der Asche, und Bür-
ger und Landmann kamen erst später wieder zu eini-
gem Wohlstände.
8) Der Prinzenraub.
Für den Kurfürst Friedrich kamen Schrecken und
Gefahr von dem Bruderkriege erst nach vollendetem Frie-
den. Unter den Anführern seiner Truppen war auch
ein Ritter, Kunz von Kauffungen, gewesen, der jetzt
an den Kurfürsten Forderungen machte, welche diesem
sehr anmaßend vorkamen. Eben kam er wieder. —
Sieh da, mein sehr bescheidener Kunz! — Freilich wohl
bin ich sehr unbescheiden, daß ich verlange, Fürsten-
dienst solle mir wenigstens eben so reichlich lohnen, als
die Dienste, welche ich der Stadt Nürnberg gegen den
brandenburgischen Albrecht leistete. — Du erinnerst mich
eben zu rechter Zeit an deine Dienste für Nürnberg.
Ei, wie tapfer warst du, als du den Markgrafen fingst!
und wie diensttreü, als du ihn laufen ließest gegen ein
Lösegeld, welches du in deine Tasche stecktest! — Sei
dem, wie ihm wolle! Im Dienste der Stadt bin ich
reich, im Fürstendienste arm geworden! — O wie un-
recht that ich doch, dich nicht reichlich dafür zu beloh-
nen, daß du gleich im ersten Jahre, wo du mir wie-
der dientest, bei Gera dich fangen ließest! — Das ho-
he Ldsegeld wenigstens hättet ihr mir wieder erstatten
sollen. — Du warst mein Söldner. Wer den Gewinn
davon tragen will, muß auch für Gefahr und Verlust
stehen! — So nehmt mir wenigstens die vitzthumischen
Güter nicht wieder, welche ihr mir gegeben habt! —
Ich gab sie dir zur Entschädigung für die Güter, wel-
che du in Thüringen verloren hattest. Diese sind dir
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Albrecht
258
jetzt zurückgegebcn. Wie magst du ferner noch Anspruch
machen auf jene? Du stehest mir ganz so aus, Kunz,
als würdest du sehr wohl zufrieden sein, wenn ich dir
meines Bruders Länder und die meiuigen dazu gäbe.
— Mein Kurfürst, entlaßt mich nicht so mit Hohn und
Spott! Thut es nicht! Eüer Fleisch und Blut möchte
es entgelten müssen! — Was war das? Du drohst,
Mensch? Doch daß du stehst, wie gnädig ich bin,
und wie wenig ich dich fürchte: so sollen dich meine
Wachen nicht ins Gefängniß werfen. Aber weg nun!
Weg von hier! —^ Lebt wohl, mein Herr! — Hof-
fentlich! Und Kunz, Kunz, verbrenne mir die Fische
im Teiche nicht! — Kunz ging. Sein Entschluß war
bald gefaßt, und die Ausführung ward beeilt. Als
der Kurfürst einst von seiner Residenz nach Leipzig ge-
reist war, erschien Kunz in der Nacht vom 7. auf 8.
Juli 1455 mir seinen Gefährten, Wilhelm von Mosen
und Wilhelm von Schönfels, nebst mehreren Knechten
vor dem Schlosse zu Altenburg, wo außer der Kur-
fürstin und den beiden Prinzen, Ernst und Albrecht,
nur wenige Personen vorhanden waren. Ein verrathe-
rischer Knecht, Namens Schwalbe, hatte Strickleitern
an die Fenster befestigt, auf welchen man in das Jn-
gelangte. Der Zweck des Einbruchs war, die
kurfürstlichen Knaben zu rauben. Ernst fiel auch so-
fort in die Hände der Raübcr; der jüngere, Albrecht,
aber war gewandter; er hatte sich versteckt, und statt
seiner war ein junger Graf fortgeschkeppt worden.
Kunz merkte jedoch den Jrrthum bei Zeiten und holte
Albrechten nach. Die Kurfürstin, aufgeschreckt durch
das Geraüsch, aber außer Stande, ihren Kindern zu
Hilfe zu kommen, weil man sie eingeschlossen hatte,
flehte zum Fenster hinaus auf den Hof mit aller Angst
des Mutterherzens: Kunz, lieber Kunz, thut nicht so
übel an mir und meinem Eheherrn! Mein Herr Ge-
mahl hatte dich einst zum Schloßhauptmanne hier ge-
setzt; daher kommt es, daß du jede Stelle unserer Burg
kennst; und dieses Vertrauen willst du so schändlich
mißbrauchen? Du bist Ritter, du hast geschworen,
wehrlose Frauen und Kinder zu beschützen; bestecke dei-
ne Ehre nicht durch so unritterliche Handlung! Wehe!
Wehe! Der harte gefühllose Mensch hört mich nicht !
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_von_Schönfels Wilhelm Ernst Albrecht Albrecht Ernst Albrecht Albrecht
246
mauer und gute Schützen entgegen zu stellen; dort
lehrte er die schwerfälligen deütschen Reiter ihre Rosse
handhaben, um den fliehenden Rotten deutsche Schwer-
ter in den Nacken zu schicken; dort führte er die Trup-
pen vom Übungsplätze zu ernsterem Kampfe über die
slavischen Grenzen, um durch Unterjochung dieser Völ-
ker den Ungarn ihre Bundesgenossen zu rauben. So
waren die ncün Jahre verflossen. Wie Heüschrecken-
schwärme fielen die Ungarn aufs neüe über Deütsch-
land her 933. Bei Merseburg erwartete sie Heinrich;
die Schlacht war blutig und hartnäckig; aber Gott
half; die Ungarn wurden besiegt. Was von ihnen in
der Schlacht nicht gefallen war, das erschlugen die er-
bitterten Bauern. Von da an wagten sie erst nach
zwei und zwanzig Jahren einen neüen Einfall in
Deutschland; aber Heinrichs Sohn, Otto, schlug sie
bei Augsburg auf die blutige, raubgierige Faust. Da
blieben sie hübsch daheim, ließen die Deütschen ihre
Felder bauen und bauten die ihrigen,
3) Die Mark Meißen. Konrad. Otto
der Reiche.
Obgleich das Herzogthum Sachsen, welchem Hein-
rich der Vogler Vorstand, bevor er König von Deutsch-
land wurde, weit weg von uns im nördlichen Deütsch-
land lag: so ist eö doch auch sehr merkwürdig gewor-
den für das Land, welches jetzt Königreich Sachsen
heißt. Du weißt, daß Heinrich vor Erneüerung des
Kampfes mit den Ungarn slavische Länder unterjochte.
Unter diesen befand sich auch das Sorbenland auf
beiden Seiten der Elbe von der böhmischen Grenze bis
über Torgau hinunter und von der Elbe westwärts
biß zur Mulde. Freilich ward dieses neüeroberte
Grenzland fortwährend von den benachbarten Böhmen,
Schlesiern und Polen angegriffen. Um nun dasselbe
zu schützen und zugleich das Ofterland zu decken, wel-
ches westlich dahinter zwischen Mulde und Saale auf
beiden Seiten der Elster und Pleiße lag, legte Heinrich
an der Elbe die Burg Meißen an und setzte dahin
Grafen, welche, weil sie an der Grenze oder Mark be-
fehligten, Markgrafen von Meißen genannt wurden.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs Otto Konrad Konrad Otto Vogler Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Merseburg Deutschland Sachsen Sachsen Torgau
275
nicht birgt, deren zerlumptes Kleid die Blosse nicht
deckt. Und wie nun der Prediger einen Rückblick
thut auf die erlebten Trübsale, um auf die Trö-
stungen vorzubereiten, welche die Zukunft brin-
gen soll: da hört ihn Niemand. — Alles schluchzt
— er hört auf zu sprechen — nieder knieet er und
flehet um Trost von Gottes wunderkräftiger All-
macht für die, welche von Menschenlippen nicht
mehr zu trösten sind. So sah es in vielen Städten
aus. Auf dem platten Lande war es, wo möglich,
noch schlimmer. Hunderte von Dörfern waren von
der Erde verschwunden, und hier und da sah mah
Heerden von Kindern auf den Wiesen Gras wei-
den, wie die Thiere des Feldes. Stand das Dorf:
so war wohl die Kirche oder der Thufm nieder-
gebrannt; stand der Thurm: so hatten raiiberische
Hände die friedekündenden Glocken herabgerissen,
um deren Metall zu todbringenden Kanonen zu ver-
schmelzen. Oder hatte wirklich ein Dorf Alles
dieses noch, und waren die Reste der Bevölke-
rung aus den Wäldern herbeigeschlichen, um ihr
Friedensfest zu feiern: so wurden sie wohl bei
diesem von wilden Raubhorden lüderlicher Men-
schen geschreckt, welche auch nach Beendigung
des Krieges die Rohheit beibehielten, in welcher
seit dreissig Jahren die Jugend heranfgewachsen
war. Dass es in dem verödeten Lande an grossen
Schaaren von Bären, Wölfen und andern Raub-
thieren nicht gefehlt haben wird, kann man sich
denken.
13) August der Starke.
Schrecklich, schrecklich war Sachsens Zu-
stand während und gleich nach dem dreissigjähri-
gen Kriege; aber Vater August und Mutter Anna
machten Alles wieder gut. Ja, ja, mein Sohn,
Vater August und Mutter Anna, welche schon seit
mehr als sechzig Jahren im Grabe ruheten, wurden
Sachsens Retter nach dem dreißigjährigen Kriege.
War auch während dieses unglücklichen Zeitrau-
18*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: August August August Anna
281
den. Denn König Friedrich, welcher durch jene Ab-
schriften Gewißheit erlangt zu haben glaubte, daß Sach-
sen nächstens gegen ihn feindlich auftreten werde, war-
nte das nicht ab. Wie ein Schncesturm brachen am
28. August 1756 seine Heere über Sachsen her, wel-
ches durch schnelle Gefangennchmung seines Heeres so-
fort wehrlos wurde; und es begannen die Leiden des
Krieges, welchen man den siebenjährigen nennt. Wa-
ren auch die Barbareien dieses Krieges nicht in dem
Grade entsetzlich, wie im dreißigjährigen: so ward
doch Sachsen durch denselben nicht weniger entkräftet.
Nicht nur wurden mehrere von den großen Schlachten
dieses Kampfes, die bei Roßbach 1757, bei Hochkirch
1758, bei Torgau 1760, bei Freiberg 1762 nebst un-
zähligen kleineren Treffen auf sächsischem Grund und
Boden ausgefochten; nicht nur litten Zittau 1757 und
Dresden 1760 durch Brand und Belagerung gräßliche
Verwüstung; nicht nur fielen Hunderte von Dörfern
in Asche: sondern die unglücklichen Sachsen, deren
Kurfürst nach Polen gefiohen war, mußten auch dem
fremden Könige fast unerschwingliche Abgaben zahlen,
wenn sie die an ihre Haüser gehängten Pechkränze nicht
auffiammen sehen wollten; mußten ihre jungen Mann-
schaften heerdenweise zusammengetrieben sehen, um un-
ter den Fahnen des Fürsten, der es wirklich auf Sach-
sens völlige Zerrüttung abgesehen hatte, gegen dieje-
nigen ihrer Brüder zu kämpfen, welche so glücklich
gewesen waren, zu den österreichischen Heeren zu ent-
kommen. Wie groß mußte die Freüde sein, als end-
lich die Nachricht von dem zu Hubertusburg am 15.
Februar 1763 geschlossenen Frieden erscholl! In dem-
selben Jahre noch starb Friedrich August Ii., und die
abscheüliche Herrschaft des unwürdigen Brühl hatte
ein Ende.
Während Brühl in seiner glänzenden Stellung
Alles that, was an ihm war, um Sachsens Wohlstand
zu zerrütten und das sittliche Gefühl der Sachsen zu
verderben, arbeitete ein armer, kranker Mann in stil-
ler Zurückgezogenheit mit gottseligem Eifer für die Er-
haltung^ frommen gottergebenen Sinnes unter seinen
Landsleüten. Christian Fürchtegott Gellert wurde 1715
zu Hainchen im Erzgebirge geboren, als das 14. Kind
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Freiberg Friedrich Friedrich August Christian_Fürchtegott_Gellert